Josephine Hofmann forscht am Fraunhofer IAO an der Zukunft der Arbeit. Die Corona-Krise scheint den Wandel von hierarchischen Organisationen hin zu flexibleren Zusammenarbeitsmodellen zu beschleunigen. Wenn das Homeoffice der neue Arbeitsmittelpunkt ist, dann werden die zentralen Firmengebäude zu Event-Lokations für Vernetzung.
Virtuelle Zusammenarbeit kann aber auch Verdichtung und Kontrolle bedeuten. Wir diskutieren mit Josephine Hofmann, was sich für Unternehmen und Beschäftigte verändern wird – und was trotz Krise bleibt.
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Eine spannende Folge, in der ziemlich viele Aspekte einer sehr komplexen Materie (jeweils zumindest kurz) zur Sprache kamen. Vielen Dank.
Eine Perspektive, die ich noch vermisst habe, ist z.B. im Buch „Deep Work“ von Cal Newport (Professor für Informatik) zu finden. „Deep Work“ als Arbeit, in der man so tief, konzentriert und am Rande seiner Möglichkeiten arbeitet. 2 Implikationen:
1) Um an diesen Rand der eigenen Leistungsfähigkeit kommen zu können, muss man ablenkungsfrei konzentriert arbeiten können. (Den echten Mehrwert, den einE knowledge workerIn generiert, wird v.a. in Deep Work Phasen generiert.)
Das ist im Büroalltag oft nicht gegeben, weil Deep Work nicht wirklich respektiert wird, weil man von KollegInnen und Prozessen häufig unterbrochen wird, weil es häufige Meetings gibt, usw. (Aber natürlich: auch daheim kann nicht jedeR ablenkungsfrei arbeiten!)
Als ich gesehen habe, wie sich ProfessorInnen an einer der weltbesten Unis *freiwillig* in ca. 1m2 kleine, karge cubicles in einem Betonkellerraum ohne Fenster gesetzt haben, war ich zunächst mal total baff… aber ablenkungsfreies, konzentriertes Arbeiten ist anscheinend selbst für solche Leute, die man ja tendenziell nicht so einfach stört, in Büros schwierig zu bewerkstelligen.
2) Offensichtlich ist die Stundenzahl, die man am Tag in Deep Work verbringen kann, limitiert (da gibt es unterschiedliche Schätzungen, aber eher so im Bereich von grob 4 Stunden am Tag). Für die im Podcast diskutierte Idee, neben einer Anstellung noch eine weitere Tätigkeit (Freelance oder angestellt) auszuüben, muss man dann natürlich sagen: ok, ich kann nicht 4 Stunden Deep Work am Tag für jeden meiner Jobs erbringen.
Vielen Dank für diesen wichtigen Aspekt!